© Copyright 2023 KW.Thörmer     Impressum   K.W. Thö rmer, A m  B.ollenber.g in 427 81 Haan im Bergischen Land,
Em: brief-an @ kw th oerm er . d e

Aurinias Schwert
Neuerscheinung August 2023

Zu Beginn des Winters dieses Jahres, kam an einem verhangenen, düsteren Regentag ein Reiter in das Dorf. Ein Bote des Kriegskönigs Albin. Die Ernte war eingebracht und wieder rief er alle waffenfähigen Männer auf. Nur diesmal war in dem Dorf des Wigand nur einer übrig: ich.
Alle anderen hatten zu viele Winter gesehen oder zu wenige. Der Bote des Königs war ein hochnäsiger Schnösel mit goldenem Besatz an seinem Mantel. Er hieß Brian der Schöne und winkte mich hochmütig zu sich. „Du kommst mit. Dein König braucht alle wehrfähigen Krieger. Wir brechen morgen früh auf, besorg mir ein Nachtlager und Met!“ Ich sah tatsächlich nicht nach einem Krieger aus an diesem Tag. Mein Umhang war verschlissen und an mehreren Stellen geflickt. Ich hielt die Axt, die an diesem Tag meinem Tagwerk dient – dem Holz schlagen. Als der Schnösel sich umdrehte und zum Langhaus ging, musste Wasmut wohl gesehen haben, dass ich den Griff der Axt fester packte. Gerne hätte ich diesem Schnösel eine Delle in seine blonden Haare gehauen. „Lass den Bastard, heb dir das auf für den Kriegszug. Du kommst reich und berühmt zurück, deine Frau ist sicher bei uns, ich schwöre es.“ „Ich verlasse Auri nicht, lieber gehe ich zurück in Öde und bleibe allein mit ihr.“ Sagte ich. Der schöne Brian musste das gehört haben und winkte Wigand zu. Die Männer umstellten mich. Keinem schien wohl bei dem Gedanken und ich ließ die Axt in meiner Hand kreisen. „Selbst Feiglinge wie dich braucht der König!“ höhnte der Königsbote,
„und sei es als Futter für die Hunde.“ Er drehte sich einfach um und verschwand im Langhaus. Die Dorfbewohner hatten mich schätzen gelernt und noch mehr mochten sie Aurinia. Sie standen unentschlossen um mich herum, bis Wigand zu mir trat. Mit seiner dröhnenden Stimme – unfähig zu flüstern – sagte er: „Du geht’s mit dem Boten und wirst dem Klan Ehre bringen. Wenn du zurückkommst, haben wir dir ein eigenes Haus gebaut und deiner Frau wird es an nichts mangeln. Wir beschützen sie, ich schwöre es bei Wodan!“
Auch ich hatte die Chamaven des Dorfes irgendwie an mein Herz wachsen lassen. Sie hatten uns ohne zu fragen eine Heimat gegeben, als alle Hoffnung vergangen war. Ich nickte.
Brian dem Schönen allerdings sagte ich kein Wort, auch nicht in den nächsten Tagen, als wir gen Norden ritten, dem Sammelplatz des Heeres entgegen. Ich hatte nur meinen Weidenschild und einen Speer, mein schartiges Schwert ließ ich bei Aurinia, nahm nur ein langes Messer mit. Wie ein einfacher Leibeigener – der ich wahrscheinlich auch war – brach ich auf. Aurinia weinte die ganze Nacht. Sie konnte nicht mehr in die Zukunft sehen und nicht erkennen, ob ich wiederkehren würde oder nicht.
Ich wusste, das Dorf des Wigand war ein wenig oberhalb der Mündung eines Baches in die Amisia und ich schlug ein Kreuz in eine alte Eiche an der Mündung, zusammen mit einigen Runen. Die Amisia war leicht zu finden, der Abzweig zum Dorf aber nicht.
Brian ritte noch ein Dutzend Siedlungen ab, meist wurde er fast Hass erfüllt empfangen und wir, die er eingesammelt hatte, bekamen nur sauren Met und Haferschleim als Wegzehrung. Zu groß war der missratene letzte Kriegszug in den Herzen der Chamaven geblieben.
Ich war gespannt darauf, ob wohl Albin seinen Titel behalten durfte. Bei den Brukterern wäre er wohl abgewählt worden und hätte mit einem Mistelzweig gegen den nächsten Gegner kämpfen müssen.
Am Sammelpunkt angekommen, stellte ich fest, dass niemand wirklich den Kriegskönig herausgefordert hatte. Albin war und blieb der Anführer.
Ich war schlecht ausgerüstet und wurde einem Kontingent aus Leibeigenen und Bauern aus verschiedenen Dörfern zugeteilt. Ein knochiger Firster mit Namen Erring führte uns. Man nannte ihn den Dicken, aber er war dürr wie ein verbrannter Buchenzweig. Er war der einzige von uns, der ein Kettenhemd hatte, Goldringe und ein gutes Schwert. Sein Schild war schwarz angemalt und mit einem weißen Baum geschmückt. Seine Standarte war ebenfalls schwarz und mit einem gekalktem Buchzweig geschmückt. Er hieß uns unsere Schilder ebenfalls so zu schmücken. Mir war es egal. 

Aurinias Schwert 

Blithild oder Blitoldis oder einfach Blida war eine robuste Freie. Sie war klein von Wuchs, aber kräftig. Sie lachte laut wie ein Mann und kannte mehr Witze über Jungkrieger als jede andere, die ich kannte. Sie sagte Eckwin ziemlich klar, wo es lang ging – dort wo ich mit kleinen Gesten oder Anspielungen arbeitete, um Randulf zu zeigen, was ich mochte und was nicht. Das traf auch auf ihr Liebesspiel zu. Kaum war das Nachtlager aufgeschlagen – noch vor dem Einrichten der Feuerstelle, verschwanden die beiden unter ihrem Karren. Ich hatte das Gefühl, Blida nahm mich nicht ganz ernst. Wenn ich etwas sagte, spielte ein kleines Lächeln um ihre Lippen und in ihren Augen blitzte der Schalk. Sie schien an sich halten zu müssen, keine Witze zu machen. Randulf traf es da häufiger, und auch Elfleda bekam ihren Teil ab. Dabei war Blida nicht böse oder zänkisch. Im Alter mochte das eines Tages kommen, aber noch war sie jung und hatte nur einfach eine spitze Zunge. Sie schien mir ständig unzufrieden mit irgendetwas, doch sie sagte nie, was es war.
In der Nacht vor dem Treffen mit Julius schlief ich tief und fest wie lange nicht. Nichts warnte mich vor dem kommenden Tagen.  

Diebolds Schiff
Neuerscheinung geplant Mitte 2024

130 römischen Meilen Rheinaufwärts von Vetera standen Septimus Fabianus und sein Freund Diebold auf der Pfahlbrücke über den Rhein und starrten ins Wasser. „Das reicht nie und nimmer..“ sagte Septimus und spuckte aus. „Es muss, wir haben 20 Lasten da und weitere sind unterwegs.“ sie schwiegen und beobachteten einen der Flussschiffer, der mit einer Messlatte versuchte die Tiefe des Flusses zu messen. Der Mann kämpfte mit der Strömung und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Dabei fuchtelte er mit der Messlatte hin und her. „Was für ein Trottel.“ stöhnte Septimus. „Der Rhenus hat keine 6 Fuß hier, dann hat er bei den Ubiern vielleicht noch 3 oder 4. Irgendwo auf dem Weg haben wir dann 20 Lastkähne, die auf dem trockenen zappeln bis zum Frühling.“ entgegnete Diebold.
„Es heißt Colonia Claudia Ara Agrippinensium und jeder verdammte Agrippineser ist einem Römer gleichgestellt.“ sagte Septimus griesgrämig und spuckte erneute aus.
„Ha!“ sagte Diebold, „Dort ist kaum ein einziger Römer, paar Reste der XVI. Alles voller Ubier und anderem Gesindel.“.
„Sind deine Brüder und Schwestern.“ Beide schwiegen und beobachteten den Flussschiffer, der jetzt von zwei anderen Hilfen bekam. Zusammen stellten sie die Messlatte in den Fluss und riefen einem Schreiber am Ufer Zahlen zu.

„Wenn die das Werkzeug und den Kalk nicht bekommen, können sie ihre schöne Stadtmauer gleich wieder abreißen. Das wird ihnen nicht gefallen. „Sie blickten sinnend auf die Lastkähne die unterhalb der Brücke an den Landungsstegen lagen. „Die Hälfte der Fracht ist sowieso Verpflegung für Vetera und die kleineren Lager.“ sagte Diebold. „Verfressene Hunde.“ entgegnete Septimus. Sie schwiegen wieder. „Wenn wir uns irgendwo festfahren, haben wir jedenfalls genug zu futtern bis zum Frühling.“. Die Frachtfrähme lagen in 8 Reihen nebeneinander. An einem der Kähne, die direkt am Steg lagen, hatte sich eine kleine Menschenmenge um einen Mann versammelt, der Körbe mit Ware anpries. „Fische.“ mutmaßt Diebold, Hinter ihnen passierte rumpelnd ein schwer beladener Wagen die Brücke. Jemand raunzte sie an, aber sie drehten sich noch nicht einmal um.
Ein kühler Wind wehte den Rhein hinunter, aber keine Regenwolke war zu sehen. Der Sommer war sehr trocken gewesen und der Wasserstand des Rheines bedrohlich niedrig. Der Herbst hatte die Blätter schon verfärbt, aber noch waren die Tage lang genug und keine Bodenheizung vom Castellum apud Confluentes war angeheizt.
Die übrig gebliebenen Garnisonen entlang des Rheines brauchten Ware und Ausrüstung für den Winter. Hier lagen wohl über 100 großen Frachtschuten und keiner traute sich so richtig weiter. Jeder hoffte auf Herbstregen weiter Rheinaufwärts, der den Wasserstand heben würde. Kleinere Schuten mit noch geringerem Tiefgang waren unterwegs, aber sie würden dem Berg der Waren, der sich in den Lagerhäusern des Umschlagplatzes stapelten nicht Herr werden.

Wieder rumpelte ein Wagen hinter ihnen über die Brücke, gefolgt von einer Gruppe Soldaten der Brückenwache. Die Freunde drehten sich um und schauten dem kleinen, schwitzenden Trupp feixend nach.
„Dein Freund Vitellus hat nur Ausschuss hier am Rhenus gelassen.“ sagte Diebold, Septimus zuckte nur die Achseln.
„Also, was machen wir. Die Domitia wird bald alle ihre Fingernägel bis zu den Ellbogen abgefressen haben. Wäre doch schade.“ sagte er. Sie drehten sich wieder um und beobachteten die Männer, die den Wasserstand nun an anderer Stelle maßen.
„Wir müssen Tag und Nacht durchfahren.“ sagte Diebold.
„Wir brauchen genügend Lampen und Reiter mit Fackeln links und rechts am Ufer.“ „Wir müssen Abstand lassen, falls irgendwer sich festfährt. „
„Zwei kleinere Boote nehmen wir mit, die Leinen legen können, um einen herauszuziehen.“
„Die Ankersteine müssen bereit sein, falls die Kolonne plötzlich anhalten muss.“
„Die Juanna muss führen, sie hat den geringsten Tiefgang. Die nehme ich und stelle 3 Mann ans Lot. Du bleibst in der Mitte, den Schluss macht Gottwin mit der Ulfhild „
„Wir müssen Freyr opfern, dann gibt es vielleicht Regen.“,
„Wir dürfen das Mercurius Opfer nicht vergessen, es gibt einen Schrein in der Stadt.“, „Der Nerthus spende ich unterwegs.“ sagte Diebold nach einer Pause.
„ Also los geht’s.“ entschied Septimus.

Sie rückten ihre Mäntel zurecht und gingen verließen die Brücke. 

No Code Website Builder